Zeit in der Fotografie – Digitalkameras als Entschleuniger

mima

Der nachfolgende Artikel ist nur für Menschen gedacht, die wie ich die Fotografie als Teil ihres Lebens (nicht unbedingt ihres Lebensunterhalts) sehen und spüren.

Alles hat seine Zeit. Aber manchmal will man dem entfliehen und nur für den Moment leben. Und dafür gibt es heute Digitalkameras, die dies möglich machen.

Denn das Leben im Moment, das da sein, ermöglicht es Leben zu spüren, zu leben als da sein.

Für mich spielen im digitalen Zeitalter dabei neuerdings zwei Digitalkameras eine entscheidende Rolle. Es handelt sich um die Fuji X100 und die Panasonic Lumix LX100.

Warum?

Ich kann den entscheidenden Moment suchen, indem ich mit der schnellsten vorfokussierenden Kamera durch die Gegend streife und immer ziele um abzudrücken. Das ist heute möglich. Dabei bin ich von der Umgebung überwältigt, die mich fest im Griff hat, weil ich in der ununterbrochenen Lauerstellung und Daueraufmerksamkeit verhaftet bleibe wie ein Flugkapitän. Das macht manchmal sogar Spass, ist aber hier in diesem Artikel genau nicht das Thema sondern hier.

Hier geht es um die andere Seite.

Wie kann ich bei mir sein und gezwungen werden, meine Freiheit zu spüren und Entscheidungen zu treffen, die zeigen, daß mein Dasein auch digital mich auf mich selbst zurückwirft?

Dazu muß ich gezwungen werden, eine Einstellung vorzunehmen, mit der ich dann in einer Situation oder in einem Moment fotografisch arbeiten muß.

Ich muß diese Einstellung vornehmen.

Und genau deshalb sind für mich diese beiden Digitatalkameras so wichtig.

Wenn ich das A der Automatik verlasse, stehe ich nach meinem Empfinden neben dem Fluss der Ereignisse und bin gezwungen, eine Blende und eine Belichtungszeit zu wählen und einen Filter, um damit der Welt in ihrer sozialen Beschaffenheit wieder entgegenzutreten und fotografisch unterwegs zu sein.

Das ist kurzgefaßt der innere Prozess, um den es mir geht: bewußt sein.

Dieser Prozess entschleunigt mich unglaublich. Der Zwang zur Entscheidung ist hier der Zwang zu einer Freiheit, die mir in diesem Moment die Naturgesetze des Lebens und meine Freiheit darin deutlich machen und mich damit dann fotografisch und real wirklich leben lassen.

Ich bin in diesem Moment nicht mehr der, der lauert, sondern der, der sich selbst empfindet mit seiner Freiheit und seinem da sein.

Wenn die Zeit keinen Anfang und kein Ende hat, kann jeder Moment der Mittelpunkt der Zeit sein.

Dieser Satz, den ich in einem Buch über Henri Cartier-Bresson fand, drückt meine Wirklichkeit des Da-Seins aus.

Dies alles ist zutiefst existenziell bzw. existenzialistisch und sicherlich nur für wenige Menschen in dieser Form wesentlich.

Wer sich von meinen Worten hier angesprochen fühlt, der weiss, was ich meine.

Die beiden Kameras, die ich hier genannt habe, sind für mich wechselseitig die ideale Ergänzung, weil sie in ihrer Mechanik beide diese Entscheidungen fördern und fordern und sich ergänzen.

Was die Eine nicht hat, hat die Andere. So sind unendlich viele Möglichkeiten vorhanden, um selbstbestimmt immer wieder fotografisch zu handeln und sich selbst als Mittelpunkt der Zeit zu empfinden oder umgekehrt als zeitlos – existierend in sozialen Zusammenhängen  mit biologischem Anfang und Ende.

Und dabei hat auch der Sucher eine besondere Rolle, denn Sucherfotografie ist intensiver. So kann ich mit dem Blick durch den Sucher sogar das Gefühl des intensiven Lebensgefühls im Moment verstärken – wie gesagt in bezug auf den Zusammenhang zwischen Fotografie und existenzialistischem Lebensgefühl in der Auseinandersetzung mit der sozialen Welt und dem eigenen Dasein.

So wie hier beschrieben konnte man natürlich schon in analogen Zeiten denken. Aber ich denke heute in meiner Zeit mit meinen digitalen Möglichkeiten so und bin darüber sehr froh.

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